Ökologisch-Demokratische Partei
Ortsverband Neufahrn-Eching

Veröffentlicht im Echinger Forum, Ausgabe 04/2023

Besuch bei der Geothermie Unterschleißheim

Neben der mit der Verbrennung fossiler Energieträger einhergehenden Erderwärmung wirft inzwischen auch der Bruch mit Putins Russland die Frage auf: Wie künftig heizen? Allenthalben neben Neubauten zu sehen sind jene Kästen, die auf Luftwärmepumpen als Heizsystem hinweisen. Doch je strenger die Kälte, desto mehr Strom brauchen sie, um der Luft Wärme zu entziehen. Offen ist auch die Frage, ob ein im Umbau befindlicher Kraftwerksbestand neben Elektroautos kurzfristig auch noch unsere Gebäude mit Wärme versorgen kann.

Zwischen Alpenrand und Donau gibt es im Erdinneren eine diesbezüglich attraktive Schicht. In der Münchner Gegend liegt sie zwei Kilometer tief. Darin herrschen rund hundert Grad Celsius und sie ist wasserdurchlässig wie ein Schwamm. Die in Unterschleißheim eigens zu diesem Zweck gegründete Geothermie AG zapfte 2002 diese Schicht an; schon die erste Bohrung war ein Erfolg.

Das Thermalwasser, welche durch sie seit über zwanzig Jahren gefördert wird, konnten wir, elf kommunalpolitisch tätige beziehungsweise interessierte Echinger, im Foyer des Unterschleißheimer Schwimmbades sogar probieren. Thomas Stockerl, Vorstand der Geothermie AG, treten wir wohl nicht zu nahe, wenn wir offenlegen: Dem schwefligen, an das Kochwasser von Eiern erinnernden Geruch und Geschmack sind womöglich Teufelchen, aber niemand unter seinen Besucherinnen und Besuchern zugeneigt.

Gekommen waren wir sowieso wegen der Anlagen, in denen dieses 80 Grad heiße Wasser das Fernwärmenetz speist und dann, auf rund 55 Grad abgekühlt, durch eine zweite Bohrung in die Ausgangsschicht zurückgepresst wird. In der "Energiezentrale" augenfälliger als die drei Wärmetauscher für die Geothermie ist flankierende Technik: Etwa zwei Heizkessel, die bereitstehen, falls etwas gewartet oder repariert werden muss.

Ein inzwischen zwanzig Kilometer langes Netz versorgt derzeit 277 Gebäude. Jeder dritte Unterschleißheimer Haushalt ist Kunde der Geothermie. Seit Betriebsbeginn ersparte sie der Atmosphäre 129000 Tonnen Kohlendioxid.

Gruppenfoto
11. März 2023 vor der Energiezentrale: Echinger Besuch, zusammen mit Thomas Stockerl (Vorstand Geothermie Unterschleißheim) und Gerhard Bauer (itw, Technische Betreuung)

Unsere ersten Fragen an Thomas Stockerl betrafen die Ergiebigkeit des unterirdischen Wärmereservoirs: Funktioniert dieser so riesige wie unzugängliche Durchlauferhitzer heute noch wie am ersten Tag? Dank Versuchen mit Markern weiß man inzwischen nicht bloß, dass Wasser von einer zur anderen Bohrung fließt, sondern auch, wie lange es dafür braucht. Doch, ob zurückgeschicktes Wasser erneut angesaugt wird, ist unwesentlich. Es zählt nur seine Temperatur; und sie blieb über all die Jahre gleich.

Nicht ausbleiben konnten Fragen zur Wirtschaftlichkeit: Unterschleißheim konnte seine Geothermie zu einem Bruchteil der heutigen Kosten realisieren. Dennoch überholte das Projekt die dortigen Erwartungen in positivem Sinn. Nicht 2028, sondern 2014 hatte der Erlös aus dem Wärmegeschäft die Investitionen kompensiert.

Abseits der Klimaproblematik war absehbar, dass es mit billigem Öl und Erdgas einmal vorbei sein würde. Mittlerweile hinzugekommen ist eine Lektion, in welche Turbulenzen ein einzelner "Staatenlenker" die globalen Märkte zu bringen vermag. Insofern ist es höchste Zeit, in heimische Energiequellen zu investieren. Thomas Stockerl erachtet die der Erdwärme als einem Schatz. Kommunen in anderen Gegenden Deutschlands dürften uns darum beneiden, dass er auch in Eching zu heben wäre.

Markus Hiereth

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