Tobias von Wangenheim sagt am 02.05.2023:
Denn anders als die Energieversorgung ist der Luftverkehr kein produktiver Teil der Volkswirtschaft.
Sehr geehrter Herr Hiereth,
ist das eine ernstgemeinte Aussage? Sind dann Busse, Bahnen und sonstiger Personen- und Güterverkehr auch kein produktiver Teil der Volkswirtschaft?
Mit besten Grüßen, Tobias v. Wangenheim
Originalveröffentlichung:
https://echinger-zeitung.de/2023/05/02/lesermail-zum-artikel-photovoltaik-entlang-bahn-und-autobahnen-4/#comment-33809
Markus Hiereth sagt am 06.05.2023:
Sehr geehrter Herr von Wangenheim,
ich registrierte gerade eben Ihre Zeilen. Die Aussage ist in dem Sinne ernst gemeint, als dass ich "produktiv" mit dem Erzeugen eines Produkts verknüpfe. Verkehr an sich erzeugt nichts.
Oder, noch eine Analogie: Die meisten Fahrzeuge brauchen Betriebsstoffe und Treibstoff. Für die Wirtschaft ist der Verkehr das Schmiermittel, angetrieben wird sie von Energieträgern sowie von geistiger und körperlicher Arbeit.
Im abschließenden Satz meines Textes bin ich Ihnen hoffentlich sachlich genug: Ich konzentriere mich darin auf den Luftverkehr und stelle in den Raum, dass ein ernsthaftes Verfolgen des Zieles Nachhaltigkeit sein Aufkommen zwangsläufig drastisch senken wird.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Hiereth
Originalveröffentlichung:
https://echinger-zeitung.de/2023/05/02/lesermail-zum-artikel-photovoltaik-entlang-bahn-und-autobahnen-4/#comment-33823
Johannes Berthold sagt am 07.05.2023:
Sehr geehrter Herr Hiereth,
man mag dem Flugverkehr kritisch gegenüberstehen, aber der zivilen Luftfahrt (wie auch Verkehr im allgemeinen) ihre Produktivität abzusprechen, ist hanebüchener Unsinn.
Übrigens ist nicht abzusehen, welche Konsequenzen die beabsichtige Nutzung von SAF für den Flugverkehr haben wird. Aktuell bspw. erwirtschaftet die Lufthansa eine Rekordmarge, obwohl die Flugpreise in den letzten 3 Jahren um 1/3 gestiegen sind. Dazu steht in den Sternen, zu welchen Kostensenkungen es noch kommt, wenn SAF einmal im großen Stil produziert wird.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Berthold
Originalveröffentlichung:
https://echinger-zeitung.de/2023/05/07/lesermail-zum-artikel-photovoltaik-entlang-bahn-und-autobahnen-6/
Markus Hiereth sagt am 11.05.2023:
Sehr geehrter Herr Berthold,
Herrn von Wangenheims Leserbriefe verstehe ich als Aufforderungen, die Rolle des Verkehrs in der Wirtschaft differenzierter zu betrachten. Dem komme ich auch nach. Ein Einwurf "hahnebüchener Unsinn" ist kein Diskussionsbeitrag. Es bringt keinen weiter, einer Einschätzung zu Preisen und Aufkommensentwicklung beim Luftverkehr einer anderen Einschätzung (der meinen) entgegenzustellen.
Die künftige wirtschaftliche Bedeutung der Luftfahrt steht auch nicht im Zentrum der ursprünglichen Presseerklärung (https://www.oedp-eching.de/texte/2301wi31.html). Offen ist, ob Sie die noch praktizierte Zuteilung von Fläche für angemessen halten. Laut Presse (z.B. https://echinger-zeitung.de/2023/05/11/windraeder-auch-in-flughafennaehe-gefordert/) finden auch die Nordallianz-Bürgermeister, dass die Luftfahrt weniger Fläche beanspruchen soll und gehen davon aus, dass die Flugsicherung bestehende technische Möglichkeiten noch nicht nutzt.
Ihre Zuschrift vom 9.5. lässt mich vermuten, dass Ihnen ein ökologischer Politikansatz bislang fremd ist. Was halten Sie von der Aussage, dass es falsch ist, endloses Wachstum zu propagieren? Würden Sie mir zugestehen, dass die Politik wenn, für qualitatives Wachstum eintreten sollte? Dies wäre eines, das eben nicht auf "tönernen" Füßen steht, indem es schlicht Ressourcen ausnutzt, solange sie zur Verfügung stehen?
Mit freundlichen Grüßen
Markus Hiereth
Tobias von Wangenheim sagt am 08.05.2023:
Sehr geehrter Herr Hiereth,
auch wenn der Verkehr selbst nichts "produziert" (außer - leider - Emissionen): wie wollen Sie denn Waren produzieren, wenn Sie keine Ausgangsmaterialien haben? Die müssen doch irgendwo herkommen. Und die fertigen Waren müssen entweder zu den Kunden/Nutzern transportiert werden oder die Kunden/Nutzer müssen sie beim Produzenten abholen.
Die Aussage, dass (Luft-)Verkehr kein produktiver Teil der Wirtschaft wäre, ist einfach (entschuldigen Sie die deutliche Ausdrucksweise) Blödsinn. Ohne Verkehr überhaupt gäbe es doch keine Wirtschaft. Manche Waren kann man auch nur sinnvoll per Luftfracht transportieren, da es per Schiff zu lange dauern würde.
Dass die LH derzeit Rekordgewinne einfährt, liegt im Übrigen genau daran, dass die Flugpreise deutlich gestiegen sind, Herr Berthold (das "obwohl" macht hier keinen Sinn). Die Mengen an SAF, die zur Zeit produziert werden (ca. 0,1 % des Bedarfs) und zu denen sich die Airlines nun für die nächsten Jahre verpflichten, abzunehmen, sind nur ein kleiner Anfang und es bedarf zunächst einmal riesiger Investitionen, die dann über den Preis wieder amortisiert werden müssten, um bis 2050 den gesamten Luftverkehr auf SAF umzustellen. Eine Rückkehr zu 19-Euro-Flugtickets wird es nicht mehr geben.
Mit besten Grüßen,
Tobias von Wangenheim
Originalveröffentlichung:
https://echinger-zeitung.de/2023/05/08/lesermail-zum-artikel-photovoltaik-entlang-bahn-und-autobahnen-8/
Markus Hiereth sagt am 11.05.2023:
Sehr geehrter Herr von Wangenheim,
Sie haben Recht, eine Teilung in produktive und nicht produktive Branchen wird der Wirtschaft nicht gerecht. Vielleicht können wir uns als Messlatte dafür, wie sehr die Politik eine Branche privilegieren beziehungsweise förderen sollte, auf das Verhältnis von "produktiv / konsumptiv" oder "erzeugend / verbrauchend" einigen.
Eine Forderung nach Abschaffung der Luftfahrt hatte ich auch nicht eingebracht, sondern lediglich die Einschätzung geäußert, dass es teuer wird, wenn die Branche die werbliche Aussage, nachhaltig zu werden - also Verbrauch und Erzeugung in Gleichgewicht zu bringen - wirklich umsetzt.
Danke für das Einbringen von Zahlen, also dem Anteil, den synthetischer Treibstoff derzeit am gesamten zum Fliegen nachgefragten Treibstoff hat.
Ich bin so frei, diese Diskussionsbeitrage auch auf der Internentpräsenz der Echinger ÖDP (auf der Seite https://www.oedp-eching.de/texte/2301wi32.html) zugänglich zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Hiereth