Veröffentlicht im Echinger Forum 05/2024
Mit großer Mehrheit folgte der Gemeinderat im Januar dem Antrag unserer Fraktionsgemeinschaft, die Gemeinde Eching möge verantwortlichen Stellen Fragen zum Ausbau der Deggendorfer Autobahn vorlegen. Adressaten der Briefe waren die bundeseigene Autobahn-Gesellschaft, das bayrische Verkehrsministerium und die Deutsche Bahn.
Letztere kommt dadurch ins Spiel, dass die Staatsregierung unter Edmund Stoiber für den Transrapid zum Flughafen zwischen Feldmoching und Neufahrn eine Trasse entlang der Autobahn vorgesehen hatte. Schon vor Aufgabe des Vorhabens zeigte der Verkehrsplaner Vieregg, dass dieser Streifen ebenso für zwei Bahngleise genutzt werden könnte. Davon profitierte der öffentliche Verkehr vielfach: Die Fahrzeit des Transrapids und einer dort fahrenden Flughafen-S-Bahn unterscheiden sich nur um rund zehn Minuten. Zusätzlich könnten auch Regionalzüge diese Gleise nutzen. Davon würden die Nutzer der S1 stark profitieren, denn hinter der Unzuverlässigkeit dieser Linie stehen Domino-Effekte, denn die auf den bestehenden Gleisen folgen die Züge einander zu eng. Mittlerweile sind Antwortschreiben bei der Gemeinde eingegangen.
Das des DB-Konzernbeauftragten Klaus-Dieter Josel ist gespickt mit Verweisen auf angestoßene, aber noch laufende Untersuchungen - und zwar selbst zu Maßnahmen, deren Umsetzung die Bahn der Öffentlichkeit gegenüber bereits vollmundig präsentierte. Dazu zählt die Umstellung auf das moderne Zugsicherungssystem ETCS. Auch schreibt Josel, zwischen Feldmoching und Neufahrn bedürfe es für den "Deutschlandtakt" keiner weiteren Gleise. Auf dem kürzeren und weniger belasteten Teilstück zwischen Neufahrn und Freising dagegen wollen die Deutschlandtakt-Planer zwei zusätzliche Gleise verlegen. Auf die Frage, ob die DB Planungsunterlagen zum Transrapid zur Verfügung stellen würde, verweist Josel auf das Eisenbahn-Bundesamt. Als ob die Transrapid-Planungsgesellschaft von ihrem Mutterkonzern rückstandsfrei abgewickelt worden wäre.
Das bayerische Verkehrsministerium überging die Fragen zum Hergang und zur Perspektive des Autobahn-Ausbaus. Somit steht weiter im Raum, dass die Sechspurigkeit der A92 und der Transrapid Nebenprojekte "christlich-sozialer" Flughafen-Erweiterungs-Politik waren. Eine vergleichbar hartnäckige Bahn-Politik gibt es nicht. So räumt man ein, dass weder Minister Bernreiter noch die Landtagsfraktionen von CSU und FW in Erfahrung bringen konnten, in welchen Teilschritten die Bahn ein Programm umsetzen will, mit dem sie die Mängel der Münchner S-Bahn bis zum Jahr 2030 abzustellen verspricht.
Die Autobahn-GmbH des Bundes räumt ein, dass jetzt in Zusammenhang mit der Sechsspurigkeit der A92 aufgelegten Pläne für neue Brücken nicht so ausgelegt werden, dass später noch ein paar Gleise durchgefädelt werden könnten. Bei der Autobahn-GmbH existierten des weiteren keine Unterlagen zu Planungen, die zwischen Neufahrn und Feldmoching über zwei weitere Fahrspuren hinaus auch eine Bahntrasse (konventionell oder für Magnetschwebe-Technik) vorsahen. Im Gegenteil soll es eine Studie geben, derzufolge die Nachfrage im überregionalen Verkehr weitere Gleise nicht rechtfertige. Auf die Frage, ob vom Bundesfinanzministerium auf 380 statt 80 Millionen Euro geschätzten Kosten dazu führen könnten, dass die Verbreiterung der Autobahn zurückgestellt wird, verlautbart die Autobahn-GmbH, davon sei ihr nichts bekannt.
Die drei Antwortschreiben lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass sich die Verkehrswegeplanung weiterhin am schieren Wachstum orientiert und die für einzelne Verkehrsträger nüchtern fassbaren Zahlen wie Flächen- und Energieverbrauch pro Transportleistung ignoriert. Auch wenn wir "nur" Kommunalpolitiker sind, steht es uns gut an, solche Defizite herauszuarbeiten.
Markus Hiereth