Ökologisch-Demokratische Partei
Ortsverband Neufahrn-Eching

Veröffentlicht im Echinger Forum 07/2025 (überarbeitete und ergänzte Fassung vom 04.11.2025)

Zum Problem der Wohnungslosen-Unterbringung

Portrait Markus Hiereth

Für's erste ist der Gemeinderat das Problem los, wie wohnungslos gewordenen Echingern ein Dach über den Kopf verschafft wird. Anders als im März vom Bauauschuss beschlossen, werden keine angemieteten Container am Ende der Kleiststraße aufgestellt. Stattdessen entschied der Gemeinderat nun, die alte Post solle wieder komplett bewohnbar werden. Geplant ist die etagenweise Sanierung, womit sich eine zeitweise anderweitige Unterbringung der Wohnungslosen erübrigt.

Am 1.7. stimmte ich für diese Lösung. So, wie ich am 11.3. für die Container gestimmt hatte und mich wunderte, dass am 29.4. bei der Gemeinderatsitzung diesen Themas wegen die Zuschauerplätze nicht reichten.

Was die Bürgerinitiative dazu vorbrachte, überzeugte mich nicht. Etwa, dass der Platz bei den Kleingärten abseits liege; also den untergebrachten Personen weite Wege beschere. Bewohner anderer Echinger Viertel haben es ins Zentrum oder zum Einkaufen weiter.

Es passte auch nicht zusammen, dass die Bürgerinitiative zum einen davon ausgeht, dass Wohnungslose "wie unsereins" leben wollen, zum anderen jedoch die Bedenken in der Erwartung fußen, dass Begegnungen zwischen "eingesessenen" Anwohnern und Wohnungslosen im öffentlichen Raum etwas Besonderes an sich hatten und auch Ängste rechtfertigten [1]. Der früheren ASZ-Leiterin und Gemeinderätin Siglinde Lebich zufolge hat es rund um die alte Post nie Probleme gegeben. Wahrscheinlich wussten die wenigsten etwas über die Nutzung dieses Hauses für Wohnungslose.

Ausdrücklich anerkennen möchte ich das Engagement an der Spitze der Bürgerinitiative. Ich begrüße es, wenn Aussagen aus Verwaltung und Politik hinterfragt, selbstständig Informationen gesammelt und andere Vorschläge eingebracht werden.

Wenn, wie bei diesem Thema, der Gemeinderat in kurzer Zeit seine Haltung ändert, hat dies nichts, wie von Gemeinderätin Kerstin Rehm behauptet, mit Unaufrichtigkeit zu tun. Vielmehr akzeptierte das Gremium nun einfach höhere finanzielle Lasten und Risiken.

Einladungsplakat der Münchner Grünen
Das Plakat für eine Veranstaltung in München im Frühjahr 2025 belegt: Bilder bestimmen die Haltung: In einer bunten, begrünten und jung-dymnamisch bewohnten Version wird der Zankapfel "Wohncontainer" diskussionswürdig.
zum Veranstaltungshinweis der Grünen Jugend

Für den Vorschlag der CSU, die Wohnunglosen hinter dem Bauhof unterzubringen, sprach allenfalls, dass diese Ecke des Gemeindegebiets niemanden sonst anzieht und frei von Anwohnern ist. Dahinter stand die Abtrennung als Konzept für mehr "gefühlte" Sicherheit. Eine Umsetzung dieses Konzept stellen auch die abweisenden Ketten und die hässlichen Betonklötze dar, die zu passieren sind, ehe man die herausgeputzte Stadtmitte Freisings erreicht. Als Marktbesucher fühle ich mich dort nun nicht wohler. Eher wird vergegenwärtigt, was bei Geistesgestörten momentan Trend ist.

Es ware gut gewesen, hinsichtlich des Wohnungslosen-Problems schon mit Hilfe der Bürgerbeteiligungs-Software [2] ein Stimmungsbild einholen zu können. Ich sah auch kein Problem darin, wenn die Bürgerinitiative - nach eigener Aussage in kurzer Zeit - die für einen Bürgerentscheid geforderten Unterschriften vorgelegt hätte. Er hätte dem Ansehen des Gemeinderats nicht geschadet und sein Ergebnis wäre als Wille der Bürgerschaft anzusehen gewesen.

Markus Hiereth

Anmerkungen und Verweise

1
Der Wohnungslosigkeit sah bei meinem jüngsten Telefonat ein wie ich freiberuflich als Interviewer in Zügen tätiger, von mir wertgeschätzter Kollege entgegen. Er und seine Lebensgefährtin waren von einer Eigenbedarfskündigung betroffen. Dass sie ihren Lebensunterhalt von einer mit den Interviewer-Honoraren aufgebesserten Rente bestreiten und der Kollege ausgesprochen gebrechlich wirkt, erschwerte die Wohnungssuche mit Sicherheit.
2
Vorstellungen für eine solche Software enthielt die März-Ausgabe des Echinger Forums im Beitrag Bürgerbeteiligungs-Software: Wer hat Beilagen bestellt?
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