Ökologisch-Demokratische Partei
Ortsverband Neufahrn-Eching

Veröffentlicht im Echinger Forum, Ausgabe 08/2021

Öffentlichen Nahverkehr in Eching - Jetzt Verbesserungen einleiten
(Langfassung)

Im Mai 2019 ließ die Gemeinde den Verkehr im Gemeindegebiet gründlich erfassen. An den Straßen und Kreuzungen wurden Verkehrsteilnehmer gezählt [1]. Die Bürger füllten Fragebögen aus: Wohin sie, wie und zu welchem Zweck unterwegs seien. Probleme (→ Grafik) konnten benannt und Vorschläge (→ Grafik) zur Abhilfe gemacht werden. Ganz vorne nannten Autofahrer Staus und mangelnden Parkraum. Fußgänger und Radfahrer fanden hingegen, dass sie im öffentlichen Raum ihrerseits zu kurz kommen. Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs wiederum stellte dessen Angebot nicht zufrieden.

Grafik Verkehrsmittel nach Tageszeit

Die Zählwerte passten zu den persönlichen Einschätzungen: In der Verkehrsspitze am späten Nachmittag waren gut 1500 im eigenen Auto unterwegs, gut 500 mit dem Rad und rund 300 mit Bus und Bahn. Genauso oft, und damit frappierend oft, waren PKW-Mitfahrten. Kinder, Jugendliche und nicht mehr auto-mobile Eltern wurden also zu ihren Zielen gebracht. Aus dem Hin- und Rückweg für eine Person werden so unter Umständen vier Autofahrten für zwei Personen. Deutenhausen bei der Motorisierung in der Gemeinde an der Spitze. Vermutlich ist es nicht Leidenschaft für Lenkrad und Pedale, deretwegen ein Haushalt dort im Mittel mit zweieinhalb Autos ausgestattet ist (→ Grafik). Kommt man aber an der Deutenhausener Bushaltestelle vorbei und sieht sich den Fahrplan an, wundert die Plazierung schon weniger. Das Blatt ist spärlich bedruckt und es geht grundsätzlich nach Freising. Wer zur S- oder U-Bahn oder ins Zentrum Echings will, warte bitteschön anderswo.

Wenngleich Busse auf schon gebauten Straßen unterwegs sind, dauert es, bis Linienwege und Fahrpläne einem erkannten neuen Bedarf Rechnung tragen. Entscheidungen werden nicht an einem einzelnen Schreibtisch getroffen, sondern Politik und Verwaltung greifen ineinander. Und das Verkehrmittel selbst ist nicht einmal ihres oder das eines MVV. Die Leistungen erbringt ein Unternehmer mit seinen Bussen und seinen Fahrern. Die öffentliche und die private Seite finden über Ausschreibungen zueinander. Günstigenfalls vergehen von der Klärung, welche Leistung erbracht werden soll, bis zum Abschluss eines Vertrags zwei Jahre.

Dessenungeachten wollen die Fraktionen von BfE/EM/ÖDP, B90/Grüne und SPD noch in der aktuellen Wahlperiode die größten Angebotslücken Gemeindegebiet füllen und orientieren sich dabei an Neufahrn. Dort beschloss man im Sommer 2019 eine Buslinie 694 [2], die im Süden in Neufahrner Wohngebieten und im Norden in Dörfern wie Massenhausen und Giggenhausen hält. Der wichtigste Halt der Linie ist der Neufahrner Bahnhof, wo in die und von der S-Bahn umgestiegen wird. Ab Ende diesen Jahres wird auf dieser Linie ein einziges Fahrzeug, ein kleiner Bus, unterwegs sein. Der Anteil der Gemeinde an den jährlichen Betriebskosten liegt im unteren sechstelligen Bereich.

Screenshot Linienverlauf in openstreetmap.org

Eine Übertragung des Ortsbus-Konzepts auf unsere Gemeinde könnte so aussehen: Die tagsüber stündlich verkehrenden Busse der Linie 695 von Allershausen zur U-Bahn in Garching-Hochbrück bekommen Verstärkung durch kleine Busse. Diese fahren zwei Schleifen ab: Im Norden eine von Günzenhausen aus durch Ottenburg und Deutenhausen. Im Süden eine von Garching-Hochbrück aus über das TU-Forschungsgelände und Dietersheim nach Eching. Zusammen mit dem schon existierenden Angebot entstünde auf der Achse Günzenhausen - Eching (S1) und Garching (U6) mit einem Fahrzeug ein 30-Minuten-Takt und mit zweien ein 20-Minuten-Takt (→ Fahrplanbeispiel für die Hauptverkehrzeit am morgen). Abends und am Wochenende, wo die Busse der Linie 695 nur sporadisch oder gar nicht unterwegs sind, könnte der Ortsbus ein Grundangebot darstellen.

Wenn die Verträge für die beiden überörtlichen Buslinien abgelaufen sind und im Folgevertrag (im Falle der Linie 690 zum Beispiel Umlauf im Dreieck Eching, Neufahrn und Dietersheim in beiden Richtungen) Verbesserungen erreicht sind, kann der Ortbus dahingehend überarbeitet werden, dass er verstärkt die Bedienung in der Fläche sichert, während die überörtlichen Linien durch kürzere Linienwege schneller werden. Dabei müssen die Fahrpläne ein wartezeitarmes Umsteigen zwischen Ortsbus, überörtlichen Bussen und Schnellbahnen vorsehen.

Gerne nehmen wir Ideen aus der Bürgerschaft und den anderen Ratsfraktionen entgegen. Zur Zeit ist eine Willensbekundung in Vorbereitung, in welcher der Gemeinderat gegenüber dem Kreistag als zuständiges Gremium des Landkreises sowie gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern die Absicht erklärt, noch in der laufenden Amtsperiode einen Echinger Ortsbus einzuführen [3].

Anmerkungen und Verweise

1
Es handelt sich um eine Arbeit der Planungsgesellschaft Stadt-Land-Verkehr. Die Diagramme dieses Artikels wurden dem Bericht an die Gemeinde entnommen. Dieser kann unter https://www.eching.de/index.php?id=9171,204 heruntergeladen werden.
2
Siehe Antrag (http://www.oedp-neufahrn.de/texte/190527.html) von Gemeinderat und Verkehrsreferent Florian Pflügler. Die Ortsbuslinie 694 wird Hetzenhausen und Fürholzen allerdings nicht mitbedienen. Dahinter stand einerseits eine Fahrzeitproblematik, andererseits halten in beiden Dörfern die Busse der Linie 695 nach Eching und Garching-Hochbrück.
3
Nachtrag: Die Fraktion BfE/EM/ÖDP stellte am 16.10.2021 einen entsprechenden Antrag (http://www.oedp-eching.de/texte/2104bu61.html).
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Markus Hiereth
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