Ökologisch-Demokratische Partei
Ortsverband Neufahrn-Eching

Barrierefreiheit des S-Bahnhaltes Eching
Die Gemeinde soll ersten Schritt klären und umsetzen

Nach dem jetzigen Entwürfen zum Gemeindebus 696 soll die Linie bei Betriebsaufnahme im Dezember 2024 in Eching nördlich wie südlich der Bahn mehr oder weniger große Schleifen fahren. Dafür werden Ressorcen - Kraftstoff, Mittel für Personal - aufgewendet und zugleich mindern die verlängerten Fahrzeiten die Attraktivität des Busses für eine Mehrzahl von Fahrgästen. Den Hintergrund für diese Linienführung bildet die wegen zu steiler Rampen für mobilitätseingeschränkte Menschen unpassierbare Fußgängerunterführung. Der Bus müsste also mit Shuttlediensten ausbügeln, dass sich am Haltepunkt Eching seit Betriebsstart der S-Bahn im Jahr 1972 nichts im Sinne von Behinderten getan hat.

Das Problem ist immerhin bekannt. Es abzustellen, war der Kern mehrerer Gemeinderatsbeschlüsse. Der jüngste ist ein dreiviertel Jahr alt. Beantragt von der FDP [1] sollte ein Planungsbüro die Machbarkeit des behindertengerechten Umbaus der S-Bahnstation untersuchen. Auf Anfrage von Gemeinderat Alex Krimmer (Januar 2023) erfuhr der Gemeinderat, dass die Gemeinde dabei noch keinen Schritt weiter gekommen sei. Von drei angeschriebenen Büros hätte eines abgesagt und die zwei anderen überhaupt nicht reagiert. Sie wurden mittlerweile daran erinnert, dass eine Rückmeldung irgendeiner Art durchaus erwartet werde. In der Märzsitzung will die Verwaltung mitteilen, ob überhaupt und zu welchem Preis ein Büro beauftragt werden könnte [4].

Ich halte diesen Sachstand für unbefriedigend und bezweifle die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens. Die Verantwortung dafür, dass Lokführer in Eching den Führerstand verlassen und mit einer Rampe Hand anlegen müssen, damit ein Fahrgast im Rollstuhl vom zu niedrigen Bahnsteig in die S-Bahn gelangen kann, liegt bei der für Grundbesitz und Immobilien der Deutschen Bahn AG zuständigen Tochtergesellschaft. Die mit ihr bisher geführten Gespräche können dahingehend zusammengefasst werden, dass von dieser Seite keinerlei Engagement zu erwarten ist: Selbst wenn Eching der Bahn über die Machbarkeitsstudie hinaus eine umfassende Planung vorlegte, einschließlich einer Bahnsteighöhenanpassung, würde sie fragen, auf wessen Rechnung die Umsetzung bitteschön erfolgen dürfe.

Aussicht auf Förderung so schlecht wie nie

Diese meine Einschätzung gründet auch in einer Prophezeihung des grünen Landtagsabgeordneten Martin Runge [2]: Der zweite Müncher Stammstreckentunnel werde in Bayern die Gelder zum Ausbau des Nahverkehrs über Jahre "kannibalisieren". Inzwischen [3] sind die Dimensionen dieses keineswegs alternativlosen Projektes einer CSU-FDP-Staatsregierung fassbarer: 18 statt 9 Jahre Bauzeit, sieben statt dreieinhalb Milliarden Euro Kosten.

Dazu passen die Erfahrungen, die die Gemeinde bei ihren Anfragen wegen einer Förderung des Umbaus durch den Freistaat und den Bund machte. Die eine Stelle verweigerte Geld mit Verweis auf zu wenige in Eching Ein- und Aussteigende, bei der anderen Stelle gab es derer zu viele. Wer um Mittel ersucht, versteht das schwer, doch eines ist klar: Es handelt sich immer um Steuereinnahmen, die verteilt werden. Von daher sollte eine Kommune überfällige Vorhaben nicht von einem passenden Förderprogramm abhängig machen, sondern das Problem mit einfachen und den ihr verfügbaren Mitteln lösen.

All das spricht dafür, sich die Sache mit der "großen" Machbarkeitsstudie nochmal gut zu überlegen. Und zwar nicht bloß, wenn tatsächlich kein Planungsbüro eine solche anfertigen will. Der Gemeinderat sollte sich ernsthaft fragen, ob Eching Baumaßnahmen, deren Erledigung durch Dritte - konkret die Bahn - unwahrscheinlich ist, untersucht haben möchte [5]. Sinnvoller dürfte sein, denkbare Einzelschritte in Richtung des Ziels nach Wirkung, Aufwand und Zuständigkeit zu sortieren. Dabei wesentlich ist, dass die Flächen am Echinger Haltepunkt zwar der Bahn gehören, aber nur die Gleistrasse und die Bahnsteige für sie betriebswichtig sind. Bezüglich des weiteren Umfelds dürfte die Bahn keinen Grund haben, sich gegen einzelne Maßnahmen zu sperren. Insofern sollte sie bereit sein, der Gemeinde dafür nötigen Grund zu verkaufen oder dessen Nutzung in Form einer Dienstbarkeit einvernehmlich zu regeln.

Einbau eines Aufzugspaares

Weniger als 20 Quadratmeter Platz würde es für ein Paar von Aufzügen brauchen, die an die bestehende Unterführung angebaut werden. Ob dies technisch möglich ist, sollte eigentlich das Bauamt der Gemeinde selbst beurteilen können.

Anbau an die Unterführung

Lage des Aufzugspaares
Positionen mit rotem Quadrat markiert
Fotomontage nordseitiger Aufzug
Nordseite
Fotomontage südseitiger Aufzug
Südseite

Anschluss an die Bahnsteigs-, Wege- und Unterführung-Ebene

Einbaumöglichkeit und Anschlüsse nordseitiger Aufzug Einbaumöglichkeit und Anschlüsse südseitiger Aufzug
nordseitiger Aufzug, von Nordwestseite her gesehen
südseitiger Aufzug, von Südostseite her gesehen

Neubau Unterführung

Sollte unser Gemeinderat das Problem (wie 2002, siehe [4] und 2017/2018 [6]) weiter fassen und etwas dagegen unternehmen wollen, dass der Norden Echings durch die Bahnlinie vom Rest des Ortes getrennt ist, sind Neubauten an einem oder beiden Enden des Bahnsteigs zu erwägen: Möglich wäre, (abgesehen von einer Fußgängerbrücke wie in Pulling nahe des Bushalts Eching-Ost) eine Unterführung dort, wo heute die Bahnhofstraße endet.

mögliche Lage einer neuen Unterführung
Unterführung gestrichelt, Zugänge mit Kreisen markiert

Wobei es sich aus meiner Sicht nur um ein für Radfahrer und Fußgänger bestimmtes Bauwerk handeln kann und selbst bei Auslegung auf diese Nutzer vermieden werden muss, dass Straßen und Plätze von langen Betonrampen zerschnitten werden. Konkret muss das Abbiegen zwischen Günzenhausener Straße und Waldweg weiter möglich sein und auch zum Wendehammer am Ende der Bahnhofstraße sehe ich keine Alternative.

Daraus folgt, dass die rund vierzig Meter, die es braucht, um behindertengerecht auf die Unterführungstiefe von vier Metern zu kommen, so wie am Neufahrner Bahnhof, "gefaltet" werden müssen. Das südliche Bauwerk beansprucht etwa 16 x 8 Meter, das nördliche etwa 30 x 7 Meter. In Eching ließe sich der nordseitige Zugang im Bereich des einstigen Kiosks als eine Art Arena ausführen, man erreichte den Tunnel also in Schleifen. Auf der Südseite wäre die Insel am Wendehammer eine günstige Stelle, an der Fußgänger und Radfahrer nach unten gelangen. Wobei aufgrund des knappen Platzes für erstere das Treppensteigen, für zweitere das Absteigen unumgänglich sein wird. Für behinderte Menschen und Rollstuhlfahrer wäre dieser Zugang mit Lift auszuführen.

Zugang von Günzenhausener Straße

Gestaltung eines Zugangs zur Unterführung an der Nordseite
  • Durchmesser rund 16 Meter
  • ohne Lift
  • behindertengerechte Rampe als Dreiviertel-Kreisbögen

Zugang von Bahnhofstraße

Gestaltung eines Zugangs zur Unterführung an der Südseite
  • Durchmesser rund 8 Meter
  • mit Lift
  • Treppe/Rampe gewendelt

Es gälte jetzt, die der Gemeinde möglichen Schritte zum barrierefreien Umbau des Haltepunktes zusammenzutragen und den jeweiligen Nutzen den Kosten gegenüberzustellen. Anschließend sollten die für die favorisierte Lösung nötigen Vereinbarungen mit der Bahn geschlossen werden und ohne weiteren Verzug gebaut werden.

Markus Hiereth

Anmerkungen und Verweise

1

vgl. Bericht "Studie für barrierefreien Bahnhof" vom 31.07.2022
https://echinger-zeitung.de/2022/07/31/studie-fuer-barrierefreien-bahnhof/

und Berichterstattung in echinger-zeitung.de zur Vorstellung der Studie
15.11.2023: https://echinger-zeitung.de/2023/11/15/neuer-weg-in-den-norden/
15.11.2023: https://echinger-zeitung.de/2023/11/15/aufzuege-zur-unterfuehrung/

sowie eigener Bericht und Presseerklärung zur Vorstellung der Studie im Bauauschuss

2

laut Münchner Merkur vom 14.12.2016

3

dazu Hintergrund vom 05.10.2022 im Deutschlandfunk
"S-Bahn-Bau in München - Ohne Halt ins Planungschaos"
https://www.deutschlandfunk.de/planungschaos-die-zweite-s-bahn-stammstrecke-in-muenchen-100.html

4

In der Gemeinderatsitzung am 28.03.2023 wurde berichtet, dass mittlerweile doch ein Planungsbüro beauftragt werden konnte. Die Studie zum Preis von 23000 Euro wird also aufwendige Maßnahmen, nämlich die Höhenanpassung und die Überdachung der Bahnsteig, die nur von der Bahn beauftragt werden können, beinhalten.

Um doppelte Arbeit zu vermeiden, sollte dem Planungsbüro die Machbarkeitsstudie zur Verfügung gestellt werden, die dem Gemeinderat im Jahr 2002 vorgelegt worden war. Im entsprechenden Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 31.01.2002 heißt es Für eine verbesserte Anbindung des Echinger Nordens an den Ort sollen nun ganz konkrete Grundlagen geschaffen werden. Einstimmig hat der Echinger Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag eine Untersuchung in Auftrag gegeben, wie Unterführungen unter der Bahn gestaltet werden könnten. Möglich wären eine Unterführung in der Verlängerung der Bahnhofstraße oder ein Tunnel bei der Böhmerwaldstraße, wo in den mittelfristigen Konzepten der Gemeinde auch der neue Echinger Bahnhof situiert ist.
Untersucht werden sollen unter anderem auch die unterschiedlichen Aspekte, wenn voll verkehrstaugliche Unterführungen realisiert würden oder nur für Fußgänger- und Radverkehr nutzbare. Auf der Basis der hier erhaltenen Ergebnisse will man im Rathaus der Gemeinde dann über das weitere Vorgehen entscheiden. (kbh)

Nicht beantwortet konnte die Frage von Gemeinderat Krimmer, wann die Machbarkeitsstudie vorliegen wird.

5

Bürgermeister Thaler gab in der Gemeinderatssitzung vom 28.03.2023 das jüngste Schreiben des Konzernbeautragten der Deutschen Bahn wieder. Dieses bestätigt die Einschätzung, dass seitens der DB kein nennenswertes Interesse besteht und kein planerisches oder finanzielles Engagement für einen Umbau des Haltes zu erwarten ist. Vermerkt wird darin auch, dass keine Programme zur Förderung seitens des Freistaats Bayern oder des Bundes in Aussicht sind.

6

vgl. Bericht "Unterführung wandert wieder in die Schublade" vom 07.02.2018
https://www.echinger-zeitung.de/archiv/ansicht.php?id=12689

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