Ökologisch-Demokratische Partei
Ortsverband Neufahrn-Eching

Portrait Markus Hiereth

Der Atomausstiegs bleibt richtig -
Ergänzung und Aktualisierung vom September 2022

Dass Wladimir Putin russisches Gas zur Erpressung Europa einsetzen würde, war beim Beschluss von 2011 nicht absehbar. Doch wie im Beitrag vom März erläutert, spielt Erdgas in der Stromerzeugung nur eine flankierende Rolle.

Markus Söder behauptet, die Atommeiler wirkten im Strommix preisdämpfend. Doch unverändert gilt, dass bei der Atomkraft die Rechnung hinterher kommt. Den günstigsten Strom liefern Sonne und Wind. Die bayerische Staatsregierung und Bundesminister von Union und FDP brachten hier ein Jahrzehnt lang praktisch nichts voran. Im Gegenteil war Rösler, Seehofer und Söder klar, dass sie mit ihren Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz, ihren Interventionen gegen Stromtrassen [1] und ihrer 10h-Regel die Energiewende ausbremsten.

Dessenungeachtet hat Deutschland ausreichende Erzeugungskapazitäten. Das hält Politiker von AfD über Union bis FDP nicht davon ab, die Sicherheit der Stromversorgung mit den drei letzten Atomkraftwerken in Verbindung zu bringen. Aber heikel könnte es im Winter nicht wegen fehlender Erzeugung werden. Das Problem liegt eher beiim Verbraucher-Verhalten.

Zwar wurden Waschmaschinen, Fernsehgeräte, Kühlschränke und Staubsauger Generation und Generation sparsamer. Leuchtdioden liefern heute mit 7 Watt die Helligkeit, für die eine Glühbirne einst 100 Watt brauchte. Aber die deutlichen Worte des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, wonach elektrischs Heizen von Räumen das teuerste Heizen sei, hat anscheinend zu wenige [2]. Und ratlos macht, wenn eine Leistungsangabe wie "2000 Watt" nicht Hinweis genug ist, dass der Gebrauch des Gerätes die Stromrechnung ohne weiteres verdoppeln kann. Der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge jedenfalls wurden in den ersten sechs Monaten diesen Jahres 600000 Heizlüfter verkauft [3].

Mit solchen Heizlüftern werden jahrzehntelange Bemühungen, mit zeitgemäßer Technik Energie zu sparen, durchkreuzt. Ihre breite Nutzung im Winter würde den Stromverbrauch deutlich anheben. Es ist verräterisch, dass jene, die erneut nach der Atomkraft rufen, geflissentlich schweigen, was das Tun und Lassen der Konsumenten betrifft. Ein wegen elektrischen Heizens gestiegener Verbrauch erhöht nicht allein den Einsatz fossiler und teurer Energieträger zur Stromerzeugung. Er kann tatsächlich örtlich Versorgungprobleme bescheren [3]. Derzeit wird jenen, die am Atomausstieg festhalten, vorgeworfen, "ideologisch" zu handeln. Ich vermisse auf der Gegenseite Sachverstand und Verantwortungsbewusstsein.

Markus Hiereth

Aktueller Nachtrag: Atomausstieg gefährdet Zeitfindung

Braunschweig - Nur dank einer reservehalber vorhandenen Kohleuhr war in der vergangenen Nacht die Mitteleuropäische Zeit wieder auffindbar. Ein Bündnis aus unbestätigten Erderwärmungstheoretikern und AtomkritikerInnen hatte im April des Jahres erreicht, dass auch die Atomuhr der Physikalisch-technischen Bundesanstalt ihr Ticken einstellen musste. Nur der Geistesgegenwart der Abteilungsleitung und einer aus einsatzbereiten Heizern, Elektroingenieuren und Funkspezialisten zusammengestellen Sonderschicht ist es zu verdanken, dass unserem Lande gegen zwei Uhr MESZ jene kritischen sechzig Minuten zur Verfügung standen, die für einen Übergang in die Mitteleuropäische Zeit unverzichtbar sind.

Quelle: Deutschlandfunk, 29.10.2023, 07:53 MEZ

mehr zum Thema

Der Atomausstieg bleibt richtig - Unwägbarkeiten bei Erdgas begründen keinen Aufschub, März 2022
Die Zeit der Atomkraftwerke ist abgelaufen, April 2023

Anmerkungen und Verweise

1

Dem Wirtschaftsteil des Münchner Merkurs vom 23.09.2022 zufolge treibt neben teuren Brennstoffen auch der verzögerte Netzausbau die Kosten für Elektrizität in die Höhe. Unter der Überschrift "Teure Stromnetze: Bis zu fünf Cent mehr pro Kilowattstunde" geht es darin um die Netzentgelte, mit welchen Regulierung und Verteilung des Stroms finanziert wird. Zitiert wird der Hauptgeschäftsführer des Verbands der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, Detlef Fischer:

In den Netzentgelten der Übertragungsnetzbetreiber sind auch die Kosten für den sogenannten 'Redispatch' enthalten." Fischer erklärt dies anhand eines Beispiels: Gibt es im Norden mehr Windkraft als dort verbraucht wird und in den Süden transportiert werden kann, werden die Windkraftanlagen abgeriegelt und die Betreiber finanziell entschädigt. Gibt es zu dieser Zeit im Süden ein Stromdefizit, weil beispielsweise zu wenig Solarstrom vorhanden ist, werden die Gaskraftwerke hochgefahren. "Dieses Prozedere ist wegen der hohen Energiepreise extrem teuer geworden", erklärt er.
2

Müller erneuerte seinen Aufruf an die Verbraucher, nicht auf strombetriebene Heizgeräte umzusteigen. Er bitte "alle Menschen, genau zu überlegen, ob das eine kluge Idee ist". Schließlich treibe diese Art zu heizen den Stromverbrauch in die Höhe und sei trotz der massiven Erdgas-Preissteigerungen immer noch viel teurer als konventionelles Heizen.
siehe https://www.stern.de/news/bundesnetzagentur-chef--dank-eu-gas-notfallplan-steht-deutschland-nicht-allein-da-32613682.html

3

Auszug aus dem Bericht "Heizlüfter-Boom: Stadtwerke in Hessen warnen vor Stromausfällen" im Münchner Merkur vom 04.08.2022 mit Hinweisen des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW):

Elektronische Heizgeräte wie Heizlüfter, Radiatoren und Konvektoren sind nicht dafür gemacht, eine Heizung zu ersetzen und sollten daher nur mit Bedacht eingesetzt werden", sagte eine BDEW-Sprecherin. Aufgrund ihres sehr hohen Strombedarfs könnten die Geräte den Stromverbrauch eines Haushalts sehr stark erhöhen, sagte sie. Heizlüfter benötigen für die gleiche Wärmeleistung wie eine Gasheizung etwa dreimal so viel Energie. Das könnte nicht nur die Stromkosten der Haushalte stark in die Höhe treiben, sondern stellt auch ein Problem für das Stromnetz dar: Aufgrund der starken Belastung des Netzes, könnte der Betrieb zu vieler Heizlüfter gleichzeitig zu weitreichenden Stromausfällen führen. https://www.merkur.de/deutschland/hessen/hessen-heizluefter-boom-stadtwerke-warnen-stromausfaelle-frankfurt-kassel-fra-91706495.html
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